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Der Malchower See in Malchow

Im Berliner Bezirk Lichtenberg liegt der kleinste Stadtteil der Stadt – Malchow. Mit einer Fläche von nur anderthalb Quadratkilometern und 623 Einwohnern ist er der am dünnsten besiedelte Stadtteil Berlins.

Die wichtigste Natursehenswürdigkeit ist der Malchower See.

Mit diesem Ort sind viele Geschichten verbunden. An einem abgelegenen Uferabschnitt befindet sich eine Gedenktafel für den jungen Kunstflieger Günter Fries, der hier im Jahr 1934 ums Leben kam. Er war erst zwanzig Jahre alt. Man nimmt an, dass er aus der Gegend stammte und auf dem örtlichen Friedhof begraben wurde. Sein Flugzeug soll der Legende nach noch immer auf dem Grund des Sees liegen.

Der See liegt abseits der Wohngebiete und ist ein beliebter Rückzugsort für alle, die Ruhe und Natur genießen möchten. An heißen Tagen bietet er eine angenehme Abkühlung. Angler können hier ihrer Leidenschaft nachgehen – allerdings nur mit einer speziellen Genehmigung, pünktlich gezahlten Vereinsbeiträgen und unter Einhaltung aller Vorschriften. Beispielsweise darf gefangener Fisch nicht lebend in einem Eimer oder Setzkescher aufbewahrt werden, sondern muss sofort auf tierschutzgerechte Weise getötet werden. Andernfalls drohen Bußgelder und der Entzug der Angellizenz. Und diese erhält man erst nach einem Kurs, einer Prüfung und der Zahlung aller Gebühren.

Laut Wikipedia sind im See Barsch, Karpfen, Hecht, Zander, Wels, Aal und Schleie zu finden. Doch entweder halten sich diese Fische nicht an die Online-Informationen oder sie sind zu schlau, um an den Haken zu gehen – die Angler haben jedenfalls selten etwas zu präsentieren. Dennoch sind sie fester Bestandteil der Szenerie am See.

Baden ist hier nicht erlaubt. Einst wurden in den See Abfälle aus umliegenden Betrieben geleitet. Nach deren Schließung zog sich die Reinigung des Gewässers über Jahre hin. In der DDR gab es Pläne, am Ufer eine Badestelle einzurichten. Die Arbeiten zur Vertiefung des Seebodens begannen, doch einer der Bagger versank im Moor und wurde nie geborgen. Später erfolgte dann doch eine Reinigung: Mit einem Schwimmbagger wurde eine Schicht Faulschlamm entfernt, und die Einleitung von Abwässern wurde gestoppt. Ein offizieller Badebereich wurde aber nie eingerichtet.

Nach der Wiedervereinigung Berlins zog der See erneut Interesse auf sich – diesmal von privaten Investoren. Die Arbeiten wurden wieder aufgenommen, doch eine unerwartete Entdeckung beendete das Vorhaben: Der Bagger stieß auf rostige Waffen und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Damit wurde die Ufergestaltung endgültig aufgegeben.

Dafür wurde der See zu einem Paradies für Wasservögel. Die dichten Schilf- und Röhrichtbestände an den Ufern bieten ideale Brutplätze. Im Frühling erwacht hier das Leben: Enten, Schwäne, Blässhühner und andere Wasservögel nisten in den Uferzonen. Die milden Winter der letzten Jahre ermöglichen es vielen von ihnen, ganzjährig hier zu bleiben.

Neben Fischen und Vögeln haben sich am See auch andere Tiere angesiedelt – mitunter recht ungewöhnliche. Vor vielen Jahren tauchten hier zwei Nutrias auf, die sich durch die Fütterung der Anwohner erfolgreich vermehren konnten. Zudem soll eine Zeit lang eine Rotwangen-Schmuckschildkröte im See gelebt haben – vermutlich ein entlaufenes Haustier.

Aber auch für Menschen gibt es hier einen besonderen Ort: In der Nähe des Sees befindet sich eine kleine Kinderbauernhof, auf dem junge Tierfreunde Hühner, Kaninchen, Fasane und Ferkel versorgen.

So lebt Malchow – der kleinste Stadtteil Berlins.
2025-05-07 13:21