Jede Epoche hinterlässt ihre eigene Kultur, Mode und Vorstellung von Schönheit. In Berlin gibt es nur wenige Orte, an denen man den Alltag des späten 19. Jahrhunderts erleben kann. Bombenangriffe und die Schlacht um Berlin zerstörten viele Häuser samt Einrichtung. Nach dem Krieg wurden auch schöne Möbelstücke verbrannt – in der Not dienten sie als Brennmaterial. Es schien, als würde nichts von dieser Zeit überdauern.
Doch damals begann eine Person, alte Möbel und Haushaltsgegenstände zu sammeln. Ihr Traum war ein Museum der Gründerzeit – so nennt man die Epoche des späten 19. Jahrhunderts. Die gesammelten Objekte wurden zunächst im Schloss Friedrichsfelde gelagert. Die Sammlerin nannte sich Charlotte von Mahlsdorf.
Geboren wurde sie am 18. März 1928 als Lothar Berfelde. Ihr Vater war überzeugter Nationalsozialist und wollte aus seinem Sohn einen Soldaten des Reiches machen. Doch Lothar fühlte sich als Mädchen und fand Zuflucht bei Verwandten in Ostpreußen, wo sie sich frei entfalten konnte – in Frauenkleidern, mit der Vorstellung, Hausmädchen in einem alten, eleganten Haus zu sein.
Zurück in Berlin herrschte der Vater mit Gewalt. 1944 kam es zum tragischen Bruch: Nach einem Streit erschlug Lothar den Vater mit einem Nudelholz. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, aber nach dem Kriegsende freigelassen. Von da an lebte er als Charlotte von Mahlsdorf.
Charlotte begann, gezielt Möbel und Alltagsgegenstände aus der Gründerzeit zu sammeln. Schon bald hatte sie genug für fünf vollständig eingerichtete Räume. Ein verlassenes Gutshaus in Mahlsdorf wurde 1960 zur Heimat des Museums. Besucher wurden mit Geschichten über das Leben früherer Generationen empfangen.
1972 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die Sammlung wuchs weiter und umfasste ganze Interieurs sowie Kollektionen von Uhren, Kleidung, Haushaltsgeräten und Musikautomaten. 1974 versuchten DDR-Behörden, das Museum zu verstaatlichen, doch Charlotte widersetzte sich. Mit Unterstützung aus der Kulturszene blieb das Museum unabhängig. Nach der Wiedervereinigung wurde die Lage schwieriger.
1991 kam es zu einem Angriff durch Neonazis, mehrere Besucher wurden verletzt. Wirtschaftliche Probleme führten zur Schließung des Museums. Charlotte zog nach Schweden und heiratete dort 1995 einen Anwalt.
Doch das Museum wurde dank engagierter Unterstützer wiederbelebt und 1997 erneut eröffnet. Charlotte besuchte es regelmäßig. Bei einer dieser Reisen erlitt sie einen Herzinfarkt und starb unerwartet. Sie wurde in Mahlsdorf beigesetzt. Auf ihrem Grabstein steht ihr Geburtsname: Lothar Berfelde (1928–2002).
Doch damals begann eine Person, alte Möbel und Haushaltsgegenstände zu sammeln. Ihr Traum war ein Museum der Gründerzeit – so nennt man die Epoche des späten 19. Jahrhunderts. Die gesammelten Objekte wurden zunächst im Schloss Friedrichsfelde gelagert. Die Sammlerin nannte sich Charlotte von Mahlsdorf.
Geboren wurde sie am 18. März 1928 als Lothar Berfelde. Ihr Vater war überzeugter Nationalsozialist und wollte aus seinem Sohn einen Soldaten des Reiches machen. Doch Lothar fühlte sich als Mädchen und fand Zuflucht bei Verwandten in Ostpreußen, wo sie sich frei entfalten konnte – in Frauenkleidern, mit der Vorstellung, Hausmädchen in einem alten, eleganten Haus zu sein.
Zurück in Berlin herrschte der Vater mit Gewalt. 1944 kam es zum tragischen Bruch: Nach einem Streit erschlug Lothar den Vater mit einem Nudelholz. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, aber nach dem Kriegsende freigelassen. Von da an lebte er als Charlotte von Mahlsdorf.
Charlotte begann, gezielt Möbel und Alltagsgegenstände aus der Gründerzeit zu sammeln. Schon bald hatte sie genug für fünf vollständig eingerichtete Räume. Ein verlassenes Gutshaus in Mahlsdorf wurde 1960 zur Heimat des Museums. Besucher wurden mit Geschichten über das Leben früherer Generationen empfangen.
1972 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die Sammlung wuchs weiter und umfasste ganze Interieurs sowie Kollektionen von Uhren, Kleidung, Haushaltsgeräten und Musikautomaten. 1974 versuchten DDR-Behörden, das Museum zu verstaatlichen, doch Charlotte widersetzte sich. Mit Unterstützung aus der Kulturszene blieb das Museum unabhängig. Nach der Wiedervereinigung wurde die Lage schwieriger.
1991 kam es zu einem Angriff durch Neonazis, mehrere Besucher wurden verletzt. Wirtschaftliche Probleme führten zur Schließung des Museums. Charlotte zog nach Schweden und heiratete dort 1995 einen Anwalt.
Doch das Museum wurde dank engagierter Unterstützer wiederbelebt und 1997 erneut eröffnet. Charlotte besuchte es regelmäßig. Bei einer dieser Reisen erlitt sie einen Herzinfarkt und starb unerwartet. Sie wurde in Mahlsdorf beigesetzt. Auf ihrem Grabstein steht ihr Geburtsname: Lothar Berfelde (1928–2002).