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Paul Schmidt – der Erfinder, der Licht brachte

Jeder Berliner Bezirk ist stolz auf seine berühmten Bewohner. Ihre Erinnerung lebt in Skulpturen, Gedenktafeln und Straßennamen weiter. Selbst wenn die Häuser, in denen sie lebten, nicht mehr existieren, sind ihre Orte dennoch markiert. Auch Lichtenberg bildet da keine Ausnahme. Heute erzählen wir von Paul Schmidt – dem Erfinder, dem viele Berliner Anfang des 20. Jahrhunderts ihren ersten „Handy“ verdanken: eine elektrische Taschenlampe.

Paul Schmidt wurde am 11. Mai 1868 in Anhalt geboren. Sein Vater, Friedrich Wilhelm Schmidt, arbeitete bei der Eisenbahn, und Paul interessierte sich schon früh für Technik. Obwohl seine Mutter wollte, dass er Buchdrucker wird, setzte er seinen Willen durch und begann eine Lehre als Schlosser in einer Firma, die Blitzableiter, Telegrafen und Telefonsysteme herstellte. Schon dort sammelte er erste Erfahrungen mit Elektronik.

Eines Tages hörte er jemanden von batteriebetriebenen Taschenuhren schwärmen. Das inspirierte ihn, in diesem Bereich Arbeit zu suchen, und er fand eine Stelle beim Mechaniker Günther Hoppe, der sich auf elektrische Uhren spezialisierte. Schnell erkannte Schmidt: Die damaligen Batterien waren unzuverlässig – zerbrechliche Glasbehälter mit Säure, die oft ausliefen oder zerbrachen. Er begann darüber nachzudenken, wie man sie verbessern könnte. Doch in der Provinz fehlten die Bedingungen für Experimente.
1891 zog er nach Berlin und wurde Mechaniker in einer Telefonfabrik. Dort begann er mit Trockenelementen zu experimentieren. Sein Traum war eine eigene Werkstatt, aber dafür fehlten ihm zunächst die finanziellen Mittel. Diese bekam er durch eine glückliche Heirat: Die Mitgift von 7000 Reichsmark ermöglichte ihm 1896 die Eröffnung seiner eigenen Reparaturwerkstatt.

Noch im selben Jahr ließ er sein „Galvanisches Trockenelement mit Flüssigkeitsvorrat“ patentieren – damit begann seine kommerzielle Tätigkeit. 1900 gründete er eine elektrotechnische Fabrik und begann mit der Serienproduktion von Batterien. 1906 meldete er das Patent für die erste elektrische Taschenlampe der Welt an – ein Vorläufer des modernen „Handys“.

Schmidt registrierte die Marke Daimon, und sein Werbeslogan lautete: „Daimon – die helle Freude“. Das Unternehmen wuchs schnell: Fabriken entstanden in Köln, Danzig und anderen Städten. Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte es dem Erfinder, das Anwesen in Hohenschönhausen zu erwerben, wo er von 1910 bis 1929 mit seiner Familie lebte.

Ende der 1920er Jahre zog er sich zurück und übergab die Leitung des Unternehmens an seine Söhne und seinen Schwiegersohn. Die Marke Daimon überlebte die Wirtschaftskrise, die Nazizeit, den Zweiten Weltkrieg und die Zerstörung der Nachkriegszeit. Die Batterieproduktion wurde in Berlin-Reinickendorf fortgesetzt, bis das Unternehmen 1983 von Duracell übernommen wurde. Paul Schmidt starb 1948 im Alter von 80 Jahren.

Was ist aus seinem Haus geworden? Im Jahr 1930 wurde das Anwesen in das Eigentum der Stadt überführt. Hier waren soziale Einrichtungen untergebracht und von 1945 bis 1989 ein Geburtshaus. Anfang der 2000er Jahre wurde das Gebäude zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Zentrum. Am 13. Juli 2016 wurde hier das Daimon-Museum eröffnet und eine Gedenktafel für Paul Schmidt angebracht. Das Gebäude wird nun restauriert und soll nach Plan bis Ende des Jahres wieder für die Öffentlichkeit geöffnet werden.
Adresse: Hauptstraße 44, Alt-Hohenschönhausen.