Newsletter Lichtenberg Leben: Archiv

Die Menschen leben!

Menschen wohnen in den unterschiedlichsten Häusern: in Villen, Hochhäusern, Wohnkomplexen und manchmal sogar in Palästen. In Berlin ist es schwer, jemanden mit ungewöhnlichem Wohnraum zu überraschen – oft entstehen Wohnungen in ehemaligen Fabrikhallen, Kasernen oder technischen Anlagen.

Spaziert man entlang der Rummelsburger Bucht, fallen kleine Häuser direkt auf dem Wasser ins Auge. Und ja, auch dort leben Menschen!

Im Jahr 2012 geriet ein junger Mann namens Woody Johnson in eine schwierige Lage: Er verlor seinen Job und war plötzlich ohne festes Einkommen. Eine Zeit lang schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch, übernachtete bei Freunden und hatte keine eigene Wohnung. Doch auf Dauer konnte das nicht so weitergehen – also beschloss er eines Tages, sich ein eigenes Haus zu bauen.

Die Idee klang abenteuerlich: ohne Geld, ohne Kredit und ohne eigenes Grundstück. Doch Johnson fand eine Lösung – sein Haus sollte nicht an Land stehen, sondern schwimmen. Dafür nutzte er Materialien, die er auftreiben konnte: Er besorgte mehrere Dutzend 50-Liter-Fässer, sammelte alte Bretter von Baustellen und Müllhalden und baute daraus das Fundament. Für Wände und Dach suchte er nach Materialien auf Schrebergärten – einiges kaufte er für kleines Geld, anderes wurde ihm geschenkt.

Nach sechs Monaten und mit einem Budget von nur 1.500 Euro hatte Woody ein 28 Quadratmeter großes Hausboot gebaut. Kein Luxusdomizil, aber mit allem Notwendigen: Möbel, Küche, Veranda und sogar eine Komposttoilette. Später zog seine Partnerin Paula Wolf mit ein.

Das Projekt erregte Aufmerksamkeit und schaffte es sogar in das Magazin Der Spiegel. Immer mehr Menschen interessierten sich für diese alternative Wohnform, einige wollten das ungewöhnliche Haus sogar mieten. Schon bald begannen Woody und Paula, es zu vermieten – und es wurde ein lukratives Geschäft.

Heute gibt es solche Hausboote nicht nur in der Rummelsburger Bucht, sondern auch an anderen Stellen entlang der Spree und Havel. Die Liegeplätze sind mit einer minimalen Infrastruktur ausgestattet: Es gibt Strom, Müllcontainer, und sogar die Post wird zugestellt. Doch es gelten auch Regeln – beispielsweise dürfen Hausboote nicht dauerhaft an einem Ort bleiben und müssen regelmäßig verlegt werden. Während die Liegeplatzgebühr früher nur 70 Euro im Monat betrug, kostet ein Platz am Ufer heute etwa 250 Euro plus Strom. Eine durchaus attraktive Alternative angesichts der ständig steigenden Mietpreise in der Stadt.