Die Vorstellung malt sich einen dunklen Waggon, Heu, den warmen Atem der Elchkuh und eines Menschen, der sich an die Bretter presst – so begann eine der ungewöhnlichsten Geschichten des Tierparks. Dies ist keine Legende, sondern ein realer Fall, der Eingang in Bücher und journalistische Publikationen fand.
Mitte des 20. Jahrhunderts erfüllte der Tierpark eine wichtige Transitfunktion für Tiere: regelmäßig kamen neue Arten aus verschiedenen Ländern an, es gab veterinärmedizinische und Quarantäne-Einrichtungen, und Tiere wurden oft weiter transportiert. Aus diesen Abläufen entstand die außergewöhnliche Idee von Gerd Morgen.
Laut Quellen wartete er auf die Ankunft einer jungen Elchkuh aus der UdSSR, ließ einen geschlossenen Kasten mit schmalem Spalt anfertigen und versteckte sich darin neben dem Tier. So durchquerte er den Kontrollpunkt in der Friedrichstraße und gelangte nach der Kontrolle auf die andere Seite der Stadt.
Der Vorfall wurde detailliert im Buch von Mohnhaupt beschrieben, basierend auf Interviews, Archivdokumenten und Erinnerungen. Die Autor*innen betonten nicht nur die technische Seite, sondern auch die Einzigartigkeit: Hier trafen Tiertransport, Veterinärwesen und menschliche Einfallsreichtum aufeinander.
Heute wird Morgens Geschichte doppelt wahrgenommen: Einerseits als Kuriosum – ein Mensch, der sich in einem Kasten neben einer Elchkuh versteckte; andererseits als Zeugnis für erstaunliche und teils riskante Entscheidungen, die Menschen aus Lebensveränderungsgründen trafen.
Manchmal ist die Wahrheit erstaunlicher als die Fiktion: Der Fall Gerd Morgen blieb als einer der ungewöhnlichsten Momente in der Geschichte des Tierparks, in denen Tiere und Menschen auf überraschende Weise zusammenkamen.