Vote2025go

Ein Instrument zum Verständnis der deutschen Politik

Vote2025go – Was haben wir gemacht?


Wir haben 12 Thesen aus dem beliebten deutschen Wahl-o-mat ausgewählt, ins Russische übersetzt und jeweils Pro- und Contra-Argumente ergänzt. Die Themen wurden so gewählt, dass sie spannend bleiben – dort, wo Parteien keine gemeinsame Linie finden (also genau da, wo es Diskussionspotenzial gibt!).
Nach der Befragung berechneten wir, wie stark die Antworten der Teilnehmenden mit den Positionen der Parteien übereinstimmen. Zusätzlich stellten wir Fragen zur Weltsicht, zu Ungleichheit, Autoritarismus, Selbstidentifikation und politischem Interesse – all das, was uns zu interessanten Gesprächspartnern auf jeder Party macht.
Wir ergänzten außerdem Aussagen, die im Wahl-o-mat nicht vorkommen – einfach, weil es spannend ist.
Und das kam dabei heraus! Aber zuerst …

Wichtig zu wissen (oder: der wissenschaftliche Disclaimer)
– 12 Thesen sind nicht das gesamte Parteiprogramm. Stellen Sie sich vor, man würde Sie nur anhand Ihrer Lieblingspizza beurteilen!
– Es handelt sich um Wahlversprechen, nicht um reale Politik – also Pläne für einen perfekten Montag, nicht unbedingt den, der wirklich eintritt.
– Wir betrachteten nur Parteien, die reale Chancen auf den Einzug ins Parlament hatten (auch wenn das Leben gezeigt hat, dass es nicht bei allen geklappt hat).
– Die Stichprobe ist speziell – gerade das macht sie interessant.
Daher sollte man keine großen politischen Schlussfolgerungen ziehen. Wenn wir schreiben „unterstützen CDU-Thesen“, denken Sie bitte an den Disclaimer. Und dennoch …

Wer sind diese Menschen?
An der Umfrage nahmen 1399 Personen teil, das Durchschnittsalter lag bei 35,7 Jahren. Es gab etwas mehr Männer (796).
Jede*r Fünfte (22 %) war wahlberechtigt und plante tatsächlich zu wählen (die anderen unterstützten die Demokratie moralisch).
Die meisten (63 %) leben seit höchstens drei Jahren in Deutschland – die Anpassung läuft noch, aber das politische Interesse ist schon da!

Was denken sie?
Es zeigte sich, dass Haltung zu Ungleichheit und autoritären Maßnahmen fast wie ein politischer Persönlichkeitstest funktioniert. Je stärker jemand an Hierarchie und harte Regeln glaubt, desto eher unterstützt er bestimmte Parteien. Unter den Befragten kristallisierten sich zwei deutlich unterschiedliche Gruppen heraus – zwei Seiten derselben Medaille (oder zweier verschiedener Universen).
Cluster „Freiheit und Gleichheit“
Diese Menschen sind überzeugt, dass Gleichheit der natürliche Zustand einer Gesellschaft ist und Ordnung nicht mit eiserner Hand durchgesetzt werden muss. Sie stimmten häufiger Thesen der FDP, CDU und den Grünen zu. Besonders interessant: Unter den FDP- und CDU-Sympathisant*innen gibt es viele, die sich sehr aktiv für Politik interessieren.

Cluster „Hierarchie, Ordnung und starke Hand“
Am anderen Ende stehen Personen, die Gleichheit für unnatürlich halten und harte Maßnahmen für notwendig, um Kontrolle zu behalten. Sie stimmten häufiger Positionen der AfD, der Linken und des BSW zu. Ein bemerkenswerter Aspekt: Viele in dieser Gruppe ordnen sich selbst „über dem Durchschnitt“ in der sozialen Hierarchie ein.
Psychologische Forschung zeigt übrigens: Die meisten Menschen glauben ohnehin, sie seien etwas besser als andere – sei es im Erfolg, in der Moral oder sogar im Menschsein (und manche auch im Einparken). Je höher man sich selbst einschätzt, desto mehr unterstützt man das bestehende System – bis hin zur Rechtfertigung harter Maßnahmen, um es zu erhalten.

Eine überraschende Wendung!
Auch SPD-Unterstützer*innen landeten im zweiten Cluster – allerdings aus einem anderen Grund: nicht wegen eines Gefühls eigener Überlegenheit, sondern aufgrund eines geringen Interesses an Politik (vielleicht einfach politisch erschöpft?).

Welche Initiativen würden sie unterstützen?
Es zeigte sich, dass selbst Themen außerhalb des Wahl-o-mat 2025 die beiden Cluster klar voneinander trennen.

Unterstützer*innen von CDU, FDP und Grünen befürworteten häufiger:
– Umweltsteuern – Umweltschäden sollen teurer werden, und Klimaziele schneller erreicht.
– Reichensteuer – Millionen dienen der Gesellschaft besser als ungenutzt herumzuliegen.
– Genderneutrale Formulierungen – offizielle Texte sollen inklusiver werden (auch wenn etwas länger).

Unterstützer*innen von AfD, BSW und Linke unterstützten eher:
– Rentenreformen mit weniger staatlicher Einmischung – jede*r sorgt selbst vor.
– Digitalisierung staatlicher Dienstleistungen – Zeit für Bürokratie im 21. Jahrhundert!
– Rückkehr der Wehrpflicht – damit die Jugend Disziplin lernt (oder zumindest frühes Aufstehen).
– Höhere Unternehmenssteuern – große Firmen sollen stärker beitragen.

Und wenn alle abstimmen dürften?
Wie erwähnt, war nur jede*r Fünfte tatsächlich wahlberechtigt. Aber was wäre, wenn alle Befragten einen Stimmzettel erhalten hätten?
Interessanter Fakt: Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft unterstützen seltener Einschränkungen von Freiheiten als diejenigen, die bereits einen deutschen Pass besitzen.

So sehen die Präferenzen derjenigen aus, die noch keine Staatsbürgerschaft haben:
seltener Unterstützung für:
– Verschärfung der Migrationspolitik
– Ausweitung automatischer Gesichtserkennung
– Einschränkung des Streikrechts
– fortgesetzte Unterstützung Israels
– Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland
häufigere Unterstützung für:
– Beibehaltung der doppelten Staatsbürgerschaft
– staatliche Förderung erneuerbarer Energien
– Digitalisierung von Dienstleistungen
– genderneutrale Formulierungen
– Steuern auf umweltschädliches Verhalten

Warum ist das so? Vielleicht liegt es an den Erwartungen: Wer umzieht, hofft oft auf mehr Freiheit und Möglichkeiten als zuvor. Und diejenigen, die schon länger hier leben, sehen manches vielleicht anders – etwa beim Ausfüllen der Steuererklärung 😅.
Tool vote2025go ist Teil des Projekts „Vielfalt der Stimmen - gut informiert im Wahljahr 2025“. Ein Kooperationsprojekt von WIR.DE Aktive Nachbarn und Bundeszentrale für politische Bildung. Weitere Informationen über das Projekt und andere Aktivitäten finden Sie hier.
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